Aufgrund des diesjährigen Coronavirus SARS-CoV-2- erlitten unter Anderem viele Laufveranstaltungen eine herbe Pleite. Nicht dass dies das Schlimmste an der Pandemie war, versteht mich nicht falsch, dennoch war mein aktives Läuferherz doch zutiefst enttäuscht über die Entscheidung Großveranstaltungen abzusagen. Bis zuletzt hatte man gehofft dass sich der Spuk ins Nichts auflöst und man wieder einem geregelten Alltag nachgehen kann. Pustekuchen. Nach immer mehreren Absagen stand auch fest der HAJ Marathon in Hannover findet nicht statt. Das bedeutete für mich natürlich sofortiges Einstellen der Trainingsvorbereitung und vermehrtes Abhängen auf der Couch. Dann kam der Lichtblick. Es wurde ein virtueller #stayathomemarathon ins Leben gerufen. Shit, schnell wieder die Laufschuhe schnüren und versuchen irgendwie den letzten Funken Ehrgeiz zu entfachen. Gesagt, getan.
Im Vorfeld wurden wir von Miri unserer Organisationsfee über Getränke und Essenswünsche ausgequetscht. So recht wollte Sie sich nicht in die Karten schauen lassen, aber Sie beteuerte immer wieder es sei für Alles gesorgt. Es stellte sich im späteren Verlauf raus dass diese Aussage mehr als zutreffend sein sollte.
Am Sonntag den 26.04.2020 ging es um 10 Uhr für mich und 5 weitere Verrückte auf die 21,1km lange Strecke. Und da es ja immer noch eine Steigerung des Wahnsinns geben muss sind 2 unserer Läufer sogar schon um 8 Uhr zu der Königsdisziplin der 42,195 langen Strecke aufgebrochen.
Die Sonne lachte uns gleich schon früh morgens ins Gesicht, was sich später als nicht mehr so angenehm rausstellte. Zumindest wenn man wie ich beim Laufen eher Member des Teams Tomate ist.
Selbstverständlich sind wir maximal in Zweierteam gelaufen, war für mich aufgrund der Couchvorbereitung auch nicht schwierig. Irgendjemand muss ja aufpassen dass von hinten keine Verfolger kommen ;o)
Anfangs liefen wir durch ein Waldgebiet vom schönen Wietze Richtung Jeversen. Irgendwann sind wir dann wieder auf Zivilisation gestoßen. Prompt begrüßten uns die ersten Mädels bei KM8 am ersten Verpflegungspunkt. Standardmäßig mit Getränken und passender Musik aus dem, ich würde Lügen wenn ich sage dass es sich um ein Serienradio, Verpflegungswagen. Leider konnten wir nicht allzu lange dort verweilen, es lagen ja noch winzige 13 km vor uns.
Dann ging es entlang der B124 zurück in unser Dörfchen. Kurz vor KM 11 bemerkte ich erstmals meinen hervorragenden körperlichen Zustand. Ab da an hieß es immer gegen die Stimme im Kopf anzulaufen. Sind ja nur noch 10km.
Nächster Verpflegungspunkt bei KM12. Gott sei Dank. Es gab Getränke, Banane, Apfel, Melone. Aber auch hier hieß es weiter Laufen.
Vorbei an unserem wunderschönen Erdölmuseum rein in das nächste Wäldchen. Dieses ist mir von meiner kurzen Hausstrecke bestens bekannt. Genau dort habe ich für meinen ersten OCR Lauf Bekanntschaft mit dem Laufen durch das Wasser mit anschließendem Weiterlaufen mit nassen Füßen gemacht. Seitdem gehört es für mich zum Pflichtprogramm dort, vor allem bei Temperaturen über 15 Grad und heißen Sohlen, durch die Wietze zu waten. Ich freute mich schon drauf und tat es auch tatsächlich. Auch wenn mein Mann, der mit meiner Familie an dem Streckenpunkt auf mich wartete um mich anzufeuern mir kurzzeitig mitteilte dass es auch eine Brücke gibt. „Mir doch egal, kannst DU dir eigentlich vorstellen wie MIR die Füße qualmen“ ;o)
Nach der kleinen Abkühlung bis zum Bauchnabel hieß es wieder den Kampf gegen den inneren Schweinehund zu gewinnen. Ab auf die Hauptstrasse, immerhin hatte ich eine Startnummer um, sonst hätten sicherlich etliche Leute einen Krankenwagen gerufen. Dann vermehrt Gehpausen, gaaanz blöde Idee. Nach einer gefühlten Ewigkeit der nächste Verpflegungspunkt beim KM18 COLA wie geil!!! Wieder Banane, Apfel und Melone zur Auswahl. Wasser über den Kopf und weiter. 3 km rockst du locker ab.
Über den Schleichweg Richtung Ziel, plötzlich von hinten die Stimme von einer vom Orgateam, wir müssen noch links abbiegen. AHHHHH bitte nicht, wir waren doch schon fast da .-( Also nochmal auf zur Schleife um den nächsten VP bei KM19,5 mitzunehmen, der war auch genau richtig.
Eher schlecht als recht habe ich dann auch die letzten Kilometer geschafft und mich mit einer Zeit von 2:33:14 ins Ziel gekämpft. Danch verbrachte ich einige Wochen damit zu fluchen wie man so blöd sein kann sich so etwas anzutun. Kurze Zeit später habe ich mich für den HAJ im nächsten Jahr angemeldet und Besserung in der Vorbereitungsphase gelobt.
Mein großer Dank geht an das Orgateam und die ganzen Mädels die uns so super an den Verpflegungspunkten versorgt und angefeuert haben. Ihr seid der Burner. Alles in Allem hat gerade unsere Organisationsfee das Feuer gepackt einen Lauf im schönen Wietze auf die Beine zu stellen. Möglich wäre es auf jeden Fall und ich wäre auf jeden Fall als fleißiger Volunteer dabei. Also vielleicht gibt es bald einen Erdölberg- oder museum oder ähnlichen Run in euren Laufkalendern zu verzeichnen.
Und, ein ganz wichtiger Tip -> lasst euch auch während der Corona Krise nicht hängen, irgendwann gibt es wieder reale Events und dann wollt ihr dabei sein.
Viele Grüße schickt euch Kati